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Warum Alibaba Hermes kaufen wird

Alibaba markiert mit der Ausbreitung von Logistik-Infrastruktur das Revier in Europa. Es werden Warehouses und Umschlag-Hubs für eine optimierte Zustellung an Endkunden hochgezogen. Was fehlt ist ein Sparringspartner für die letzte Meile. Mit Hermes gewänne der chinesische E-Commerce-Riese eine einmalige Chance in Europa Fuß zu fassen. Hat ein Unternehmen wie die Otto Group den Mut sich darauf einzulassen? Ein Kulturschock wäre es allemal – jedoch einer der der KEP-Branche und damit dem gesamten deutschen/europäischen Onlinehandel gut tun könnte.

Kurzer Abriss der Alibaba (Logistik-) Ambitionen in Europa: 

  • Anmietung von 220.000 Quadratmetern Lager am Flughafen Lüttich 

  • Schon seit 2017 wird über ein Containerterminal von Alibaba in Hamburg spekuliert; wenngleich es hier immer noch keine Entscheidung gibt  

  • Bisher wird auch der deutsche Markt aus einem Logistikzentrum in der Nähe von Prag bedient. Ein weiteres für den europäischen Markt findet sich in der Nähe von London. 

  • Still und heimlich entwickelt Alibaba über seine Logistik-Tochter 4PX Express aber auch schon Lagerflächen in Deutschland, so eine 9.000 Quadratmeter-Fläche in Ginsheim-Gustavsburg und 25.000 Quadratmeter Lager in Bingen. T3N hat hierzu einen sehr lesenswerten Überblicksartikel. Diese Lager dürften allesamt vor allem als Umschlags-Hubs dienen

Die Bedeutung von Europa für das Geschäft nimmt derweil von Jahr zu Jahr zu, wie Jochen Krisch sehr anschaulich herausgearbeitet hat

Noch liegt das außerchinesische Geschäft für Alibaba unter 10%, ist aber 2017 um 233% (vor allem durch die Übernahme von Lazada) und 2018 um 94% gewachsen und gewinnt entsprechend an Bedeutung. GMV-Werte weist Alibaba für dieses Segment noch nicht aus.

Jochen Krisch, Exciting Commerce

Alibaba hat Warehouses & Verteil-Hubs in Europa - einzig der  Zugriff auf die Letzte Meile fehlt

In 2018 hat der Logistik-Arm Cainiao von Alibaba ein ambitioniertes Ziel ausgegeben: 24 Stunden Lieferung innerhalb Chinas und 72-Stunden-Lieferungen weltweit.

Jack Ma bringt die Ambition auf den Punkt: 

World trade will change because of logistics. Global trade will go from containers to packages, from trading between countries to trading between companies. All this change, we should be ready to prepare and fight today 

Jack Ma, Founder Alibaba

Wie sieht das in der Praxis aus? Alibaba kauft sich als strategischer Investor bei diversen KEP-Dienstleistern wie STO Express, ZTO Express, YTO Express, Best ein - diese erhalten wiederum auch Anteile an Cainiao. Diese Partner werden über Tech und Plattform-Ansatz auf ein neues Skalierungsniveau gehoben.

Diese Investments helfen klar bei dem Erreichen des 24-Stunden-Ziels innerhalb Chinas. Für das Erreichen des Zustellungsziels 72-hours globally würde Hermes mit einem gut aufgestellten Europa-Netzwerk (insbesondere auch in UK) sehr hilfreich sein. Die Kriegskasse wird  gut gefüllt sein, da bisher noch keine vergleichbaren Invests in andere KEP-Dienstleister außerhalb China beschlossen wurden. Daher unsere Hypothese: Alibaba kauft Hermes!

Alibaba hat die strukturellen Schwächen auf der letzten Meile verstanden  

Schon 2014 auf einer Konferenz der KEP- und Postdienstleister hat Alibaba die Schwächen der lokalen Zustellnetze klar benannt:

  • Different customs procedures in different countries

  • No one postal service or courier can deliver everywhere, in time and cost efficiently

  • Very hard to stick with SLA towards endusers due to uncertain or varying service levels of parties involved

  • Cost of oversize (+2 kg) parcels too high to handle, thus narrowing number of goods to be sold and shipped cross border, although there is high demand

  • Too many restrictions on items to be carried (no batteries, phones, tablets, etc...)

Mit dieser Erkenntnis, dem Wissen um die Stärken von Plattformen und dem Technologiehebel erscheint Alibaba als echter strategischer Investor für Hermes, der auch grundlegende Veränderungen herbeiführen könnte. 

Hauptsache "Gesicht wahren" bei Otto?

Alibaba kommt somit als strategischer Investor für Hermes in Frage – abgesehen von einem Gewissenskonflikt des Otto-Sproß Benjamin Otto. Sich einen der “großen Bösen” ins eigene Haus zu holen (Paywall), wäre ein strategisches Hakenschlagen sondergleichen. Vielleicht ist die Rothschild Group, die Hermes/Otto bei der Investorensuche berät, ja ein guter Vermittlungspartner. Wie es der Zufall will, vertritt Rothschild auch die Interessen der Alibaba Group als financial adviser.

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